Mit seinem Irokesenschnitt wurde Nigel Kennedy als begnadeter Exot unter den Geigern weltberühmt. Heute ist der Exzentriker einer der erfolgreichsten Künstler der internationalen Musikszene und der meistverkaufte Geiger aller Zeiten. Kennedy wurde in eine musikalische Familie hineingeboren. Seine Mutter Klavierlehrerin, sein Vater und sein Grossvater Cellisten – Nigel Kennedys musikalische Karriere kam nicht überraschend. Im Alter von sechs Jahren erhielt er von seiner Mutter eine Geige, nachdem sie ihn zuvor ermutigt hatte, Klavier zu lernen. Kennedys Geigenlehrer hatte die Weitsicht, das Lernen zum Spass zu machen, verlangte nicht mehr als fünf Minuten Übung und belohnte den Jungen dann mit Süssigkeiten. Die Erfolge liessen nicht auf sich warten. Bereits ein Jahr später wurde er von Yehudi Menuhin entdeckt, der ihm ein Stipendium an der renommierten Yehudi Menuhin School schenkte und ihn zum Teil sogar persönlich betreute. Kennedy brillierte und wechselte mit 16 Jahren nach New York an die Juilliard School of Music. Der Jazzgeiger Stéphane Grappelli vermittelte ihm erste Einblicke in die Welt des Jazz und der Improvisationen. Seit seinem Konzertdebüt mit Mendelssohns Violinkonzert 1977 in der Londoner Royal Festival Hall mit dem Philharmonia Orchestra unter Riccardo Muti ist Kennedy einer der gefragtesten Geiger unserer Zeit. Ab 1980 trat Kennedy regelmässig mit den Berliner Philharmonikern auf, bald darauf spielte er mit nahezu allen grossen Orchestern und unter allen bedeutenden Dirigenten dieser Welt. 1989 veröffentlichte er mit Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ das bis heute meistverkaufte Klassikalbum aller Zeiten. Das Album belegt für mehr als ein Jahr Platz eins der britischen Klassikcharts, wie ein Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde verrät. Seine Bach-Interpretationen mit den Berliner Philharmonikern hielten sich mehr als ein Jahr in den deutschen Klassikcharts. Kennedy hat BRIT Awards, Echos und Bambi-Awards in Deutschland, mehrere Grammy-Nominierungen und andere Auszeichnungen auf der ganzen Welt gewonnen. Er spielte und nahm Musik vom Barock bis in die Moderne auf. Viele seiner Alben wurden mit Platin und Gold ausgezeichnet, Trotz seiner Weltkarriere hat es Kennedy nie gereicht, sein Repertoire auf klassische Musik zu beschränken. Immer mehr wechselte er als Grenzgänger zwischen den musikalischen Welten. 1999 spielte er mit „The Kennedy Experience“ eine Hommage an den Rockgitarristen Jimi Hendrix ein, bahnbrechende Improvisationen basierend auf Hendrix-Aufnahmen. Ein Jahr später folgte mit „The Doors Concerto“ ein weiterer, inzwischen legendärer Drahtseilakt zwischen den musikalischen Welten. Auch mit vielen anderen Grössen der Rockwelt arbeitete er zusammen, so unter anderem mit Paul McCartney, Kate Bush, The Who und Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant. „Ich habe so viel durch die Arbeit mit diesen Leuten gelernt“, so Kennedy. „Macca ist ein brillanter, vielseitiger Musiker und Autor grossartiger Melodien, Planty ist eine echte Rocklegende, Kate hat sich immer selbst gefordert und 200 % gegeben und Daltry und Townsend haben den Weg der Musik verändert.“ Nach dem Ende des Kosovo-Krieges tritt Kennedy als erster westlicher Künstler überhaupt in Belgrad auf und spielt in einem ausverkauften Konzert Bartók und Bach. Als erster klassischer Künstler überhaupt veröffentlicht er ein „Greatest Hits Album“.